Diskurs Religion (Ergon)

Reihe "Diskurs Religion" im Ergon Verlag

Beiträge zur Religionsgeschichte und religiösen Zeitgeschichte
ISSN 2198-2414
Herausgegeben von
Brunotte, Ulrike – Mohn, Jürgen

Band 1: Kult und Bild

Luiselli, Maria Michela - Mohn, Jürgen - Gripentrog, Stephanie (Hrsg.): Kult und Bild. Die bildliche Dimension des Kultes im Alten Orient, in der Antike und in der Neuzeit (ISBN 978-3-89913-957-0)

Kultbilder und Repräsentationen des Göttlichen dienten immer wieder als Kontaktstellen zwischen Menschen und Göttern. In der Verehrung von Bildern kommt das Verständnis des Bildes als Verkörperung einer transzendierenden Dimension zum Ausdruck. Hierin liegt seine Bedeutung als Medium des rituellen Umgangs mit transzendenten Dimensionen. Das (Kult-)Bild ist Gegenstand der rituellen Verehrung (d.h. des Kultes) und daher auch Quelle für die Rekonstruktion dieses Kultvollzuges. Umgekehrt weist der Kult selbst eine bildliche Dimension auf, wenn beispielsweise Darstellungen mythologischer Motive rituell umgesetzt werden. Diesen Perspektivierungen trägt der vorliegende Band Rechnung, indem er sich den unterschiedlichen Zusammenhängen zwischen Kult und Bild in acht Einzelstudien aus den Bereichen der Ägyptologie, Klassischen Archäologie und alttestamentlichen Forschung sowie der Religionswissenschaft widmet.

Auszug aus "Kult und Bild"

Band 2: Konstruktionsgeschichten

Brahier, Gabriela - Johannsen, Dirk (Hrsg.): Konstruktionsgeschichten. Narrationsbezogene Ansätze in der Religionsforschung (ISBN 978-3-89913-945-7)

 

Erzählungen sind wirksam. Sie prägen Selbstverständnisse, strukturieren kulturelle Wissensordnungen und konstituieren Gemeinschaften: Mit diesen Einsichten konnte sich Narrativität in den vergangenen Jahrzehnten als ein Grundbegriff der Kulturwissenschaften etablieren. Für die religionsbezogenen Wissenschaften legt sich ein Narrationsfokus schon aufgrund der Quellen nahe: In Schöpfungsgeschichten und Legenden, Konversionsberichten und Erlebnisschilderungen werden Religionen als Erzählgemeinschaften greifbar. Der vorliegende Band bündelt von der Narrationsforschung ausgehende Impulse und fragt nach der Funktion und der Form des Narrativen in religiösen Traditionen sowie in den mit Religion befassten Wissenschaften. In einführenden Beiträgen und Detailstudien aus Religionswissenschaft, Theologie, Philosophie, Soziologie und Narratologie werden narrative Konstruktionen von Lebensgeschichte und Mythos, Identitäten und Autoritäten behandelt und die narrativen Potentiale verschiedener Medien untersucht. Die Betrachtung narrativer Strukturen in religiösen Systemen, Rhetoriken und Selbstverständnissen erlaubt ungewohnte Einblicke in religionsgeschichtliche Dynamiken.

Auszug aus "Konstruktionsgeschichten"

Band 3: Dämonen des Wissens

Brunotte, Ulrike (Hrsg.): Dämonen des Wissens. Gender, Performativität und materielle Kultur im Werk von Jane Ellen Harrison (ISBN 978-3-89913-960-0)

Die Gräzistin und Archäologin Jane Ellen Harrison (1850-1928), die am Newnham Frauencollege in Cambridge wirkte, revolutionierte den Blick auf die griechische Antike. Die vorliegende Studie zeichnet als erste deutschsprachige Monografie den Weg nach, wie der von Virginia Woolf so verehrten Religionsforscherin solches gelang. Es wird dabei gezeigt, wie sich Harrison als Erste ihres Faches den oft genug aus weiblichen und tierischen Anteilen zusammengesetzten Geistern und Dämonen widmete und eine "irrationale" Antike entdeckte. Ihre zweite Neuerung bestand in der Wertschätzung von Ritualen und Bildern, die sie als der Literatur und den Texten ebenbürtige Ausdrucksmedien antik-griechischer Kultur verstand. Harrison wird dadurch zur Vertreterin eines frühen performative turn. Sie ist zugleich in Verbindung mit feministischen Ausbruchsbewegungen aus dem Viktorianismus zu sehen und zählt zu den Inspirationsfiguren der modernen Literatur, des modernen Tanzes und Theaters. Wissenschaftsgeschichtlich wird die Forscherin dabei in der Nähe der ikonologischen Kulturtheorie Aby Warburgs verortet. Vor allem aber soll es um den direkten Dialog mit Harrisons Plädoyer für eine ritualzentrierte Wende und für das materielle und affektive Wissen der Dämonen gehen - sowie um die Demonstration von dessen Aktualität.

Auszug aus "Dämonen des Wissens"

Band 4: Perspektiven aus dem Reich der Toten

Egeler, Matthias (Hrsg.): Perspektiven aus dem Reich der Toten. Gedanken zu einem etruskischen Felsengrab, der Religionsästhetik und der historischen Religionswissenschaft (ISBN 978-3-95650-051-0)

"Perspektiven aus dem Reich der Toten" nimmt seinen Ausgang von einem Vorschlag, der in der jüngeren religionswissenschaftlichen Forschung vorgebracht wurde: der Religionsästhetik im Rahmen der systematischen Religionswissenschaft die Rolle einer neuen Leitdisziplin zuzuweisen. Anhand einer Detailanalyse des Hypogäums der Volumnier, eines etruskischen Felsengrabs bei Perugia, setzt sich das Buch kritisch mit der Frage auseinander, inwieweit es notwendig ist und welches Potential darin liegen könnte, ein solches Programm auch auf die historische Religionswissenschaft zu übertragen. Dabei wird einerseits deutlich, dass die historische Religionswissenschaft sich in Hinblick auf ihre Profilbildung potentiell ganz ähnlichen Herausforderungen gegenübergestellt sieht, wie sie für die systematische Religionswissenschaft ausgemacht worden sind und dort zum Ruf nach einer neuen Leitdisziplin geführt haben; andererseits zeigt sich jedoch auch, dass die Reichweite der Religionsästhetik in diesem Zusammenhang kritisch zu hinterfragen ist. Anhand einer breiten Kontextualisierung der verschiedenen Jenseitsmotive, die in der Ikonographie des Volumniergrabs aufgegriffen werden, wird daraufhin das Konzept einer überregionalen Religionsgeschichte als ein möglicher Gegenvorschlag zur Religionsästhetik als identitätsstiftender Leitdisziplin der historischen Religionswissenschaft zur Diskussion gestellt. Damit soll eine gleichermaßen vernachlässigte wie produktive Fragestellung wieder stärker ins Bewusstsein der Forschung gerückt werden.

Band 5: Interdependenzen von Recht und Religion

Kühler, Anne – Hafner, Felix – Mohn, Jürgen (Hrsg.): Interdependenzen von Recht und Religion (ISBN 978-3-95650-068-8)

Wie sind Recht und Religion aufeinander bezogen und wie ist ihr Verhältnis im pluralistischen Gemeinwesen zu bestimmen? Die Autorinnen und Autoren der in diesem Band versammelten Beiträge lassen es nicht damit bewenden, Trennendes und Abgrenzendes aufzudecken. Sie gehen vielmehr auch den Verbindungen, Abhängigkeiten und Überschneidungen nach, die zwischen Recht und Religion im "säkularen", vom Neutralitätsparadigma beherrschten, rechtlich verfassten Gemeinwesen bestehen. Ziel des Bandes ist es, die Interdependenzen von Recht und Religion, die in jüngster Zeit wieder stärker in den Fokus der Debatte gerückt sind, aus einer inter- und transdisziplinären Perspektive auszuleuchten. Die Beiträge enthalten Reflexionen über dieses Verhältnis aus der Sicht der Rechts- und Religionswissenschaft, der Rechtssoziologie und -philosophie sowie der Religionssoziologie.

Band 6: Orte der europäischen Religionsgeschichte

Hermann, Adrian - Mohn, Jürgen (Hrsg.): Orte der europäischen Religionsgeschichte (ISBN 978-3-95650-077-0)

Entstanden aus einer Ringvorlesung an der Universität Basel in den Jahren 2011 und 2012, will dieser Band zu einer ‚alternativen' Perspektive auf die europäische Religionsgeschichte beitragen. Es geht um eine Alternative, die sowohl die Verengung auf die Geschichte des Christentums als auch die Fokussierung auf Randphänomene umgeht und fragt, an welchen ‚Orten' die Eigenarten und Ambivalenzen der europäischen Religionsgeschichte besonders sichtbar werden. Behandelt werden konkrete Verdichtungspunkte, an denen sich die Vielschichtigkeiten und multiplen Optionen unterschiedlicher Sinnstiftungsangebote oder Orientierungsleistungen rekonstruieren lassen. Die Beiträge sind dabei vier Typen von Orten zugeordnet: Geographische Orte, Topographische Orte, Medien-Orte und Gegen-Orte. Aus der je eigenen Perspektive verschiedener kultur-, geschichts- und sozialwissenschaftlicher Disziplinen wird so der religionswissenschaftliche Blick als Anstoß genommen, die Komplexität der Orte der europäischen Religionsgeschichte zu thematisieren.

Band 7: Helden des Todes

Brunotte, Ulrike: Helden des Todes. Studien zur Religion, Ästhetik und Politik moderner Männlichkeit (ISBN 978-3-95650-087-9)

Die vorliegende monografische Essaysammlung leuchtet den Zusammenhang von Männlichkeit und Religion in der Moderne aus. Dabei betrachten die einzelnen Kapitel Idealisierungsformen, die sich in der Figur des Helden oder Heros verdichten. 

Band 8: Begriffener Islam

Trein, Lorenz: Begriffener Islam. Zur diskursiven Formation eines Kollektivsingulars und zum Islamdiskurs einer europäischen Wissenschafts- und Religionsgeschichte (ISBN 978-3-95650-132-6)

Wie lässt sich die Entstehung des Kollektivsingulars "Islam" im Kontext der religionswissenschaftlichen Diskussion über eine Europäische Religionsgeschichte beschreiben? Und welche Religionsverständnisse, Wissenschaftlichkeitsdiskurse und Zeitdiagnosen prägten die Islamdebatten der zweiten Hälfte des 19. und des frühen 20. Jahrhunderts? In Auseinandersetzung mit begriffs- und historiographiegeschichtlichen Ansätzen legt die vorliegende Studie Analysen zur diskursiven Formation eines Kollektivsingulars vor, der in Kontexten europäischer Wissenschafts- und Religionsgeschichte um 1900 verschiedene religionsbegriffliche Bezugsrahmen aufweist. Der Religionsbegriff wird dabei nicht nur als Gegenstand einer Religionsgeschichte, sondern auch im Blick auf eine bestimmte Analyseebene der Religionswissenschaft thematisiert. Damit wird auch ein Beitrag zur religionswissenschaftlichen Debatte über diskurstheoretische Ansätze und deren religionsbegriffliche Dimensionen geleistet.  

Band 9: Lebensreform und Esoterik um 1900

Bigalke, Bernadett: Lebensreform und Esoterik um 1900. Die Leipziger alternativ-religiöse Szene am Beispiel der "Internationalen Theosophischen Verbrüderung" (ISBN 978-3-95650-143-2)

 Die religionshistorische Fallstudie befasst sich mit den Verbindungen zwischen esoterischen und lebensreformerischen Gruppen in Leipzig zwischen 1896 und 1914. Medizinkritik, Vegetarismus und Körperorientierung waren geteilte Themenkomplexe in diesem urbanen Netzwerk. Dabei beantwortet die Arbeit Fragen nach dem Wie des Austausches und der Art und Weise der Ausbreitung dieser Gruppierungen, nach der sozialen Herkunft und den Motiven der Anhänger, nach den ausgeübten Praktiken wie Meditation, Atemübungen bis hin zur Darmreinigung. Ausführlich werden die weltanschaulichen Konflikte in den Gruppen und zwischen den Gruppen thematisiert. Religionswissenschaftlich interessant ist der Gegenstand, weil traditionelle Unterscheidungen zwischen Religion und Kultur in diesem Spektrum neuer religiöser Bewegungen um 1900 nicht greifen. Die Arbeit stellt einen weiteren Beitrag für die Erforschung der komplexen Religionsgeschichte des Kaiserreiches dar.

Band 10: Einheit und Differenz in der Religionswissenschaft

Lehmann, Karsten - Jödicke, Ansgar (Hrsg.): Einheit und Differenz in der Religionswissenschaft. Standortbestimmungen mit Hilfe eines Mehr-Ebenen-Modells von Religion (ISBN 978-3-95650-142-5) 

Einheit und Differenz in der Religionswissenschaft (open access)

Das vorliegende Buch stellt die Frage nach Einheit und Differenz in der Religionswissenschaft in einer Zeit, in der die Pluralität von methodischen und theoretischen Zugängen signifikant zugenommen hat. Indem die einzelnen Beiträge auf ein abstraktes Mehr-Ebenen-Modell von Religion Bezug nehmen, wird aufgezeigt, wie eine solche Einheit lediglich durch Differenzen imaginiert werden kann.
Die deutschsprachige Religionswissenschaft des späten 20. Jahrhundert hat sich weitgehend durch den Bezug auf "Kulturwissenschaft" und in Abgrenzung zur Theologie konzipiert. Dieses Selbstverständnis ist durch neuere Entwicklungen innerhalb der Kulturwissenschaften fraglich geworden. Neue theoretische Referenzpunkte (etwa in Bezug auf Soziologie, Kognitionswissenschaft oder Ökonomie) prägen das Fachverständnis in Bezug auf Gegenstände, Fragestellungen und Methoden. Dadurch wird die Kohärenz des Faches zunehmend prekär und externe Abgrenzungen (beispielsweise von der Theologie) reichen nur noch bedingt aus, um Religionswissenschaft als Fachdisziplin plausibel zu machen.
Das Anliegen des Sammelbandes ist es, diese Situation über den Rekurs auf ein Mehr-Ebenen-Modell von Religion zu reflektieren. Dabei geht der Band nicht den Weg epistemologischer Theorieüberlegungen, sondern führt paradigmatisch an verschiedenen Einzelbeiträgen vor, wie sich Theorievielfalt ereignet. Alle hier versammelten Beiträge nehmen auf ein gemeinsames "Hintergrundpapier" der Herausgeber Bezug, in welchem ein Mehr-Ebenen-Modell von Religion vorgeschlagen wird, das für die Religionswissenschaft eine heuristische Unterscheidung zwischen religiösem Symbolsystem und dessen sozialer Konstruktion auf der Mikro-, Meso- und Makroebene vorschlägt.
Die Einheit der Religionswissenschaft lässt sich in den hier versammelten Diskussionen lediglich an den Differenzen festmachen, die von den jeweiligen Zugängen zum vorgestellten Mehr-Ebenen-Modell gezogen werden. Diskrepanzen zwischen Zustimmung und Ablehnung ergeben sich insbesondere im Hinblick auf die grundlegende Frage nach den Potentialen und Grenzen eines Konzepts von Religion als Symbolsystem im Anschluss an Burkhard Gladigow, im Hinblick auf die Stärkung sozialwissenschaftlicher Zugänge durch das Modell und im Hinblick auf die Ebenendifferenzierung im Detail.

 

Band 11: Walter F. Ottos Studie „Dionysos. Mythos und Kultus”

Leege, Oliver: Walter F. Ottos Studie "Dionysos. Mythos und Kultus". Antike-Forschung und moderne Kultur (ISBN 978-3-95650-209-5)

Die wirkungsreiche und hochumstrittene Studie des klassischen Philologen und Religionswissenschaftlers Walter F. Otto (1874-1958) "Dionysos. Mythos und Kultus" bildet erstmals den Gegenstand einer Monographie. Ottos Klassiker aus dem Jahr 1933 wird vor dem Hintergrund sämtlicher Publikationen dieses Gelehrten und bisher überwiegend unerforschter biographischer Kontexte in zeitgenössischen soziokulturellen, institutionellen und politischen Zusammenhängen verortet. Die Studie stellt sich als ein Manifest moderner Religiosität antiker griechischer Prägung heraus, das den Zweck verfolgt, die Voraussetzungen für eine kulturelle Erneuerung Europas zu schaffen. Dionysos, der hier zum ersten Mal als ein genuin griechischer Gott gedeutet wird, dient dabei als ein ideales Beispiel zur Entwicklung und Popularisierung von Ottos partikularer Position zum Ursprung und Wesen der altgriechischen Religion und darüber hinaus des religiösen Phänomens überhaupt. Die Untersuchung der Entstehungsgeschichte von Ottos "Dionysos"-Studie nimmt als ihren Ausgangspunkt die übergeordnete Fragestellung nach dem Verhältnis von Antike-Forschung und moderner Kultur: Wie viel Gegenwart steckt also in Antike-Studien? Und welche Rolle spielt die Gegenwart bei der Wissensvermittlung über antike Kultur?

Band 12: Anormalität und Religion

Gripentrog, Stephanie: Anormalität und Religion. Zur Entstehung der Psychologie im Kontext der europäischen Religionsgeschichte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts (ISBN 978-3-95650-174-6)

Was verstand man im 19. Jahrhundert unter ‚Anormalität'? Wie ließ sie sich psychologisch, aber auch religiös jeweils erklären? Wie wurde sie behandelt, wer war für sie zuständig und wo waren die Orte, an denen ihre Behandlung vollzogen wurde?
Die vorliegende religionswissenschaftliche Untersuchung beschreibt anhand dieser Fragen die Entstehungsgeschichte der Psychologie und Psychiatrie in einer neuen, anderen Perspektive, indem sie sie als Teil der europäischen Religionsgeschichte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts thematisiert. Im Zentrum des Interesses stehen daher die religiösen Dimensionen dieses Prozesses von Verwissenschaftlichung, der am Beispiel von Diskursen zu ‚Anormalität' genauer analysiert wird.
Eine Vielzahl unterschiedlicher Quellen bietet dabei die Möglichkeit, diesen noch wenig erfassten Bereich der religionsgeschichtlichen Landkarte Europas genauer zu betrachten: Der Blick auf psychologische Fallgeschichten oder psychiatrische Klassifikationen etwa lässt deutlich werden, dass der Religion die Zuständigkeit für das "Seelenheil" nicht so einfach zu entwinden war. Vielmehr lässt die bis ins 20. Jahrhundert andauernde "Grenzarbeit" (T. Gieryn) zwischen psychologischen und religiösen Zugriffen auf das ‚Anormale' die bleibende Unentschiedenheit dieser Frage deutlich werden.

Band 13: Internal Outsiders – Imagined Orientals?

Brunotte, Ulrike – Mohn, Jürgen – Späti,  Christina (Hrsg.):Internal Outsiders – Imagined Orientals? Antisemitism, Colonialism and Modern Constructions of Jewish Identity (ISBN 978-3-95650-241-5)

This book explores the possibility of applying perspectives developed in the context of Gender and Postcolonial Studies to Jewish Cultural Studies and Studies in Antisemitism. Starting with two introductory texts on the 'Oriental Web' and the longue durée of the figure of the Jew as embodiment of the 'other' in colonial discourse, the essays analyse the ways in which stereotypes of the external and internal other intertwine in modern national discourse. The texts also examine the ways in which these borders are demarcated and transgressed by means of Orientalist self-fashioning in Jewish cultural production. The idea of Self-Orientalisation poses a challenge to the Saidian theory, in which Orientalism is conceived of as a "strange secret sharer of Western Antisemitism".
The general theme is approached in an interdisciplinary manner and the book is divided into several chapters that cover, amongst others topics, the interaction of colonialism, Zionism and Orientalism, the Jew as a literary Oriental trope, and the entanglement of Orientalising identities with gender and queer identities. The collection is primarily concerned with the intricate genealogies of contemporary discourses.

Band 14: Religion und Wahnsinn um 1900

Greisiger, Lutz – Schüler, Sebastian – van der Haven, Alexander (Hrsg.): Religion und Wahnsinn um 1900: Zwischen Pathologisierung und Selbstermächtigung (ISBN 978-3-95650-279-8)

Der Sammelband widmet sich dem „religiösen Wahnsinn“, wie er insbesondere in den Jahrzehnten um das Jahr 1900 gesellschaftlich und diagnostisch etabliert und verhandelt wurde. Die Herausgeber gehen davon aus, dass Fälle „religiösen Wahnsinns“ bisher vorwiegend aus psychologischer Perspektive bearbeitet und als Beispiele pathologischer Erkrankungen beschrieben wurden. Eine interdisziplinäre Betrachtung des Themas soll hingegen die Schnittstellen zwischen Religion, Medizin, Psychologie und Gesellschaft sowie deren dynamische Grenzverschiebungen bzw. diskursive Verwobenheit hervorheben. Die Beiträge legen daher den Fokus einerseits auf konkrete Einzelbeispiele jenseits der in der Literatur bekannten und prominenten „Psychofälle“ und diskutieren andererseits systematische Fragen zur gegenseitigen Konstituierung von religiösen Sinnsystemen, zeitgenössischen Krisen-rhetoriken sowie „wissenschaftlicher“ und „pseudowissenschaftlicher“ Diagnostik und Therapie. Ein besonderes Interesse liegt zudem auf dem Diskurs über „religiöse und psychische Devianz“, der nicht allein die Pathologisierung „religiösen Wahnsinns“ ermöglichte, sondern gleichsam der Selbstermächtigung des religiösen Subjekts und dessen Befreiung aus den gesellschaftlichen Zwängen der Moderne Vorschub leistete. Eine zentrale These ist dabei, dass solche „Anormalitätsdiskurse“ und deren breite Rezeption in Wissenschaft, Kunst und Religion den gesellschaftlichen und indivi-duellen Umgang mit den Ambivalenzen und Chancen der Moderne widerspiegeln und dies insbesondere am Beispiel des „religiösen Wahnsinns“ zu Tage tritt.

Band 15: Schwellenzeiten

Atwood, David: Schwellenzeiten. Mythopoetische Ursprünge von Religion in der Zeitgeschicht (ISBN 978-3-95650-612-3)

Schwellenzeiten (open access)

Der Autor geht den Grenzen von Religion in der Ordnung der Gesellschaft mit einem spezifischen Fokus auf Schwellenerzählungen in der zeitgenössischen Religionsgeschichte nach. Er zeigt dabei auf, dass solche Erzählungen als mythopoetische Formen der gesellschaftlichen Selbstreflexion immer dazu verwendet werden, einen neuen Ausgangspunkt zu beschreiben, der nicht nur eine Diagnose, sondern gleichzeitig einen Therapievorschlag zur Behandlung der diagnostizierten Krise beinhaltet. Die in diesen Schwellenerzählungen vorgenommene Positionierung und Begrenzung von Religion gegenüber Recht, Politik oder Wissenschaft ist die Bedingung, unter der Religion überhaupt erst regierbar gemacht werden kann. Die vorliegende Analyse geht verschiedenen Metaphern in der europäischen Religionsgeschichte nach: dem ‘Ende’, der ‘Achse’ und der ‘Stunde Null’.

 

 

 

Band 16: Religija

Ragaz, Stefan: Religija. Konturen russischer Religionskonzepte im Orientdiskurs des 19. Jahrhunderts (ISBN 978-3-95650-783-0)

Religija (open access)

Dieses Buch analysiert den russischen Orientdiskurs des 19. Jahrhunderts als Medium, in dem sich die diskursiven Grundlagen gegenwärtiger Religionsverständnisse formen. Es verfolgt die Herausbildung zentraler Begriffe und Konzepte der religionsbeschreibenden Sprache an Fallstudien zur Rezeption von Islam, Zoroastrismus, Buddhismus und Schamanismus mit einem Schwerpunkt auf der ersten Jahrhunderthälfte. Im Fokus stehen die Genese generischer Religionskonzepte und die Geschichte des Religionsbegriffs. Analysiert werden Quellen im Bereich von Wissenschaft, Literatur, Reiseberichten und Journalismus. Die interdisziplinäre Studie liefert einen Beitrag zur Religionswissenschaft, zur Slawistik und zur Kulturgeschichte des Russländischen Imperiums.