
Studientag
(Planung) Studientag HS23: "Religion und Spiritualität"
VERANSTALTUNG IM VORLESUNGSVERZEICHNIS
Der für den Herbst 2023 geplante Studientag widmet sich dem Begriff der Spiritualität und versucht darunter diverse Entwicklungen der Religionsgeschichte und das weiter Feld religiöser Phänomene, welche mit dem Begriff in Verbindung gebracht werden können, zu erfassen und zu diskutieren.
Entsprechend trägt der Studientag den langen Untertitel: Vom Okkultismus bis zum New Age – Emergenz zeitgenössischer Spiritualität und Esoterik in der europäischen Religionsgeschichte
Was bedeutet ‘Spiritualität’ zu verschiedenen Zeiten in der Begriffsentwicklung? Warum wird ‘spirituell’ gegenwärtig oft als Ersatz für ‘religiös’ verwendet? Und wie hängt das Ganze mit dem breiten Feld der Esoterik zusammen?
Am Studientag wollen wir uns auch mit Erscheinungen des Okkultismus im 19. Jahrhundert und den Lebensreform-Bewegungen zu Beginn des 20. Jahrhundert beshcäftigen, und dem neuen Einschlag, der die counter culture Bewegungen der 60er und 70er Jahre dem gesamten ‘kultischen Milieu’ verliehen hat.
Neben religionshistorischen Betrachtungen gehören auch Fragen zur Praxis, zu neuen und alten Techniken, welche auf dem Markt esoterischer Angebote aufkommen, wie Meditation, Astrologie, alternative Medizin und neue spirituelle (religiöse) Erfahrungen in Gruppen und alleine.
Spiritualität soll als eine alternative Wissensform anhand verschiedener Beispiele veranschaulicht werden. Dabei kommen sowohl gemeinsame Funktionen, Handlungsstrukturen und Motive wie auch die Unterschiede der Phänomene in diesem Feld in den Blick. Ebenfalls sollen Begriffe wie Transzendenz, Macht und Energien betrachtet werden, die in spirituellen Diskursen verbreitet vorkommen; wie sollen diese in ihren individuellen Anwendungen verstanden und wie können sie als beschreibende Kategorien in der Forschung formuliert werden? Wie wurden die Topoi von Wissen, Wahrheit und Geheimnis in den heterogenen Feldern spiritueller, esoterischer und New Age-Diskurse historisch angewandt und wie werden sie heute diskursiv eingesetzt?
Wir wollen die Teilnehmenden neugierig machen auf Themen, wie:
– Wie funktioniert das Magieverständnis der grossen Geheimorden des 19. Jahrhunderts?
– Sehen wir in den Erscheinungen des zeitgenössischen esoterischen Feldes die Individualisierung und
Privatisierung von Religion?
– Wie produzieren alternative Gruppen ihr Ritualdesign?
– Wie hat der Begriff der Sekte sich verändert und wie geht man heute in der Öffentlichkeit, in der Wissenschaft
und in der ‘Sektenberatung’ damit um?
– Was charakterisiert das sogenannte New Age und was hat es mit Esoterik zu tun?
– Ist Kartenlegen eine religiöse Praxis?
– Was haben neue religiöse Bewegungen mit Politik zu tun?
– Wie beeinflusst populäre Kultur UFO-Bewegungen?
Jedes Semester veranstaltet die Religionswissenschaft Basel einen Studientag. Zu diesem sind sowohl Studierende der Religionswissenschaft als auch Studierende anderer Fächer und externe Gäste herzlich eingeladen.
Ziel des Studientags ist, sich mit einem jeweils aktuellen religionswissenschaftlich relevanten Thema im Rahmen von Vorträgen, Workshops und einer gemeinsamen Abschlussdiskussion auseinander zu setzen.
Studientag FS23: "Religion und Science Fiction"
VERANSTALTUNG IM VORLESUNGSVERZEICHNIS
In Religionen und in Science-Fiction werden mythische Narrative über ferne Welten oder Zeiten formuliert. In Mythen aller Religionen finden wir Helden, Prophezeiungen und Götter. Auch in der Science-Fiction tauchen diese Motive auf.
Science-Fiction ist aber auch ein Genre, welches nicht normativ ist, weder formal noch inhaltlich. Vielmehr können Science-Fiction Filme, Romane oder Comics romantisch sein, Horror sein, zum Krimi-Genre gehören oder zu den Tragödien. Immer aber scheint Science-Fiction Spekulationen zu formulieren, ausgehend von Wissenschaft und Technik, und diese gerne in die nahe oder ferne Zukunft zu projizieren. Aber wie der Physiker und Science-Fiction-Autor Arthur C. Clark 1962 schont kommentiert: «Jede hinreichend fortgeschrittene Technologie ist von Magie nicht mehr zu unterscheiden.» (Profiles of the Future)
Von utopischen Romanen des 17. Jh., über Mary Shelleys Frankenstein, bis hin zur Ausbildung eines Science-Fiction Genres in Taschenbüchern und Magazinen Mitte des 20. Jh. scheint Science Fiction immer im Wandel. Es vereint in sich pessimistische und optimistische Sichtweisen auf technische Fortschritte, Abenteuer-Reisen auf ferne Planeten, alternative Weltgeschichten, das Ende der Welt, absolute Diktaturen, Ausserirdische, Roboter u.v.m.
Science-Fiction wäre ohne die Entwicklung und Prägung der Vorstellungen von Modernität, Naturwissenschaft, Industrie oder Krieg im 20. Jh. nicht denkbar. Wie diese Bereiche und Konzepte mit Religion in Beziehung stehen, kann wiederum von Science-Fiction thematisiert werden: von der Kontinuität heutiger Religionen in der Zukunftsgesellschaft, Götter anderer Planeten, Transhumanismus bis hin zu neugedachter ‘Menschheitsreligion der Zukunft’. Umgekehrt lassen sich aber auch gelebte Religionen und religiöse Phänomene der Gegenwart von den Produkten der Science-Fiction inspirieren. Die Grenzen zwischen Literatur, Popkultur, Verschwörungsideologien und Welterklärung verschwimmen, wenn wir Religion und Science-Fiction anhand von Erscheinungen wie der Rael-Bewegung, Scientology, Heaven’s Gate und anderer UFO-Religionen aber auch Phänomenen wie den Jedi-Rittern als anerkannte Religionsgemeinschaft.
Vorträge:
Ina Habermann (Basel): "Philip Pullmans Dark Materials: Die Kirche und der Staub"
Daniel Cojocaru: "Der Schatten des katholiken – Technologie als Mystik in Gene Wolfes Sonnenzyklus"
Simon Spiegel (Zürich): "Das lange Warten. Dune und Messianismus"
Studientag HS22: "Religion und Gender. Gender als Werkzeug für die Religionswissenschaft"
VERANSTALTUNG IM VORLESUNGSVERZEICHNIS
- Was sind Nutzen und Anwendung der Kategorie Gender als analytisches Werkzeug für die Religionsforschung?
- Wie können mit der Kategorie Gender unterschiedliche Seiten von Religion/en beleuchtet und untersucht werden?
- Wie wird mit der Kategorie Gender umgegangen in der Analyse historischer Quellen? Welche Rolle spielt es bei Übersetzungen?
- Was ist das reflexive Potential für die Religionswissenschaft und welche Rolle spielt die Kategorie Gender in der Produktion von Wissen über Religion/en? Wer hat Deutungshoheiten in den Religionen und in der Wissenschaft?
Gender (oder Geschlecht) polarisiert immer wieder öffentliche wie wissenschaftliche Diskurse. Im Zentrum der Debatten steht oftmals die Frage was «Gender» ist und sein kann.
Wie Religion strukturiert Gender als soziokulturelles Konstrukt Lebensbereiche und Machtverhältnisse. Beide Begriffe sind keine statischen Phänomene, sondern in laufende Veränderungsprozesse eingebunden (Korte/van den Brandt 2021).
Je nach Perspektive auf Gender sind verschiedene Methoden und Zugänge erforderlich um die historisch-kulturellen Entwicklungen zu erfassen. Die Kategorie Gender wird bei Fragen nach religiöser Praxis, Symbolik, Ritualen, Gottesbildern oder auch Recht zum Untersuchungsobjekt.
Gender (wie auch Religion) als ein Forschungsgegenstand sollte unterschieden werden von Gender als einer analytische Kategorie (Scott 1986, Gross 2005).
Die Religionswissenschaft ist sich bereits gewohnt, ihre eigene Verwendung und Konstruktion des Begriffs Religion zu reflektieren. Vergleichbar muss der Begriff Gender in der Forschung bewusst eingesetzt werden (Gross 2005), auch um die Perspektiven der Religionswissenschaft zu reflektieren So hat die Religionswissenschaft in Begriffen wie Fruchtbarkeitsgott oder Initiationsriten selbst untersuchbare Instanzen von Gender produziert. Wiederum spiegelt sich die historische Dominanz einer mehrheitlich europäischen, androzentrischen Position der Forschenden in ihrer akademischen Wissensproduktion.
Ziel des Studientags ist, sich mit einem jeweils aktuellen religionswissenschaftlich relevanten Thema im Rahmen von Vorträgen, Workshops und einer gemeinsamen Abschlussdiskussion auseinander zu setzen. Der Studientag HS22 Religion und Gender soll den Teilnehmenden einerseits Gender als analytische Kategorie für die Religionswissenschaft vermitteln, andererseits die Rolle von Gender in der Wissenschaftsgeschichte als hinterfragbar bzw. analysierbar aufzeigen. Wir erhoffen uns, an diesem Studientag verschiedene Ebenen in den Beiträgen beleuchten zu können: interdisziplinäre Ansätze, aktuelle Anwendungen in der Forschung, Reflexionen zur eigenen Wissenschaftsgeschichte und auch Neubewertungen religionsgeschichtlicher Interpretationen.
Vortragende:
Elena Schaa, School of Religion, Trinity College Dublin:
"Naturerfahrung und Autorität in Werner Heisenbergs Wissenschaftskommunikation."
Prof. Dr. Susanne Lanwerd, Seniorprofessorin, IPU Berlin:
"Gradiva, Sharbat & Co.: Das Verhältnis von Geschlecht und Ästhetik an ausgewählten Bildern und Ausstellungen."
Bruno Biermann, Religionswissenschaftliches Seminar Zürich, Theologie Bern:
"'For the master’s tools will never dismantle the master’s house': Geschlechter-theoretische Epistemologien im Gespräch mit antiker Literatur und materieller Kultur."
Prof. Dr. Brigitte Röder, Fachbereich Ur- und Frühgeschichtliche und Provinzialrömische Archäologie, Universität Basel:
"Konstruktionen von Geschlecht anhand prähistorischer Gräber."
Literaturempfehlungen:
Scott, Joan: Gender. Eine nützliche Kategorie der historischen Analyse, Übers. Mitchel, Robin, in: Kaiser, Nancy (Hg.): Selbst Bewusst. Frauen in den USA, Leipzig 1994, 27–76.
Gross, Rita M.: Methodology—Tool or Trap? Comments from a Feminist Perspective, in: Gothóni, René (Hg.): How to do Comparative Religion? Three Ways, Many Goals, DeGruyter 2005, 149–166.
Milam, Erika Lorraine und Nye, Robert A.: "An Introduction to Scientific Masculinities", Osiris 30/1 (2015), 1–14.
Koch, Anne: Epistomology, in: Anne Koch, Katharina Wilkens (Hg.), The Bloomsbury Handbook of the Cultural and Cognitive Aesthetics of Religion (HCCAR), London 2019, 23–32.
Korte, Anne-Marie/van den Brandt, Nella: "Looking Back and Moving Forward. The 10th Anniversary of Religion and Gender", Religion and Gender 11 (2021), 1–14.
Studientag FS22: "Religion, Ritual und Basler Fasnacht"



Die Fasnacht in Basel ist Teil der europäischen Karnevalstradition. In ihrer aktuellen Form ist sie weniger als 150 Jahre alt, aber ihre Wurzeln reichen bis ins Spätmittelalter und in die Frühe Neuzeit. Heute wird die Basler Fasnacht als ein rein säkulares Ereignis wahrgenommen. Rituelle und religiöse Dimensionen sind aber, mindestens unterschwellig, erkennbar.
Unser Studientag soll diesen verborgenen Seiten der Fasnacht nachspüren. In Referaten und in der Diskussion in Arbeitsgruppen mit den Referenten stehen folgende Fragen im Vordergrund:
Inwiefern hat der Protestantismus die heutige Form der Fasnacht geprägt?
Inwiefern bietet die Beteiligung an der Fasnacht eine Form religiöser Praxis oder spiritueller Erfahrung?
Gibt es an der Fasnacht kognitive Dissonanzen, zum Beispiel die Behauptung, Fasnacht sei weltlich, aber voller stillschweigender religiöser Verhaltensweisen und Erfahrungen?
Wie sind religiöse Figuren und religiöse Institutionen an der Fasnacht vertreten, wie werden sie kritisiert?
Was sind die historischen Wechselwirkungen zwischen Fasnacht und der Kirche?
Wie werden Ideen aus der Religionswissenschaft im öffentlichen Diskurs herangezogen, um die Religiosität der Fasnacht zu beschreiben, zum Beispiel Vorstellungen von „Liminalität“ und einer „auf den Kopf gestellten Welt“?
mit Vorträgen von MgA. Olga Cieslarová, Ph.D., Dominik Wunderlin, lic. phil. I, Anne Beutter, Edith Habraken
Wir bedanken uns beim Schweizer Nationalfond, der den Forschungsaufenthalt von Olga Cieslarová in Basel 2022 ermöglicht hat.
Studientag durch die Jahre
Der Studientag findet jedes Semester statt und widmet sich jeweils einem Thema mit einer Handvoll von Referaten durch eingeladene Sprecher:innen und kleinen Workshop-Diskussionsrunden.
In der Vergangenheit gab es Studientagen zu folgenden Themen (Auswahl):
Religion erzählen – erzählte Religion
Tod und Jenseits
Atheismus
Religion und Musik
Okkultismus und Moderne
Religion und Verbrechen
Religion und Drogen
Religion und Berge
Religion in Literatur und Comic
Frauen und Religion
Religiöse Kunst und Artefakte
Religion und Krieg
Religion und Wissenschaft
Die Religion des Marktes
Bilder von Religion
Religion, Ritual und Basler Fasnacht
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