Religionskonzepte und deren 'Verwissenschaftlichung'

Ein zentrales Forschungsfeld der Basler Religionswissenschaft stellt die Religionsgeschichte des 19. Jahrhunderts in ihrem Verhältnis zur Wissenschaftsgeschichte dar. Diesem Interesse wird im Rahmen eines Projektantragsgesuchs beim Schweizer Nationalfonds unter der Leitung von Jürgen Mohn Rechnung getragen; das Projekt befindet sich inzwischen in der Abschlussphase.

Unter dem Titel "Religionskonzepte und deren 'Verwissenschaftlichung' in der akademischen Religionsforschung und den benachbarten Diskursen im 19. und frühen 20. Jahrhundert" soll in drei Teilprojekten zur deutsch- und französischsprachigen Religionswissenschaft (<link de personen juergen-mohn external-link-new-window internal link in current>Mohn, <link de personen david-atwood external-link-new-window internal link in current>Atwood), zur Entwicklung der Religionswissenschaft im skandinavischen Raum (Johannsen) und zur Religionspsychologie (Gripentrog) der Verwissenschaftlichungsprozess des Religionsverständnisses dargestellt werden. In der Untersuchung wurde auch die Bedeutung unterschiedlicher Religionsverständnisse für die wissenschaftliche 'Selbstdisziplinierung' der sich gegenüber der Theologie, der Philosophie und den Naturwissenschaften etablierenden Geistes- und Sozialwissenschaften herausgearbeitet.

Beginn: 1. April 2010
Dauer: 36 Monate

Neben verschiedenen projektbezogenen Publikationen werden die Ergebnisse des Projektes in einer gemeinsamen Publikation zugänglich gemacht. Die Dokumentation des erarbeiteten Diskursmaterials als annotierte Bibliographie im Rahmen einer Internetdatenbank wird auf dieser Seite publiziert (vorerst nur für Gutachter sichtbar).

 

Projektbezogene Publikationsliste:

Atwood/Gripentrog/Johannsen/Mohn: "Reden von Religion" (Einleitung der gemeinsamen Publikation)

David Atwood: Die Religion der Anderen. Eine Analyse religionsbezogener Afrikadiskurse zwischen 1860 und 1920 (Masterarbeit)

Verwissenschaftliche Religionskonzepte und ihre 'Religionisierung' in Wissenschaft und Gesellschaft im 20. Jahrhundert

Der Schweizerische Nationalfonds hat am 25. März 2013 einen Teil des angestrebten Folgeprojekt bewilligt. Das Projekt von David Atwood und Jürgen Mohn behandelt die "Verwissenschaftlichen Religionskonzepte und ihre 'Religionisierungen' in Gesellschaft und Wissenschaft"

Laufzeit: April 2013 bis März 2016

Das Forschungsprojekt untersucht damit die Rückwirkung von verwissenschaftlichten Religionskonzepten als Religionisierungen auf gesellschaftliche Religionsdiskurse und fokussiert diese auf Schwellenerzählungen des 20. Jahrhunderts. Schwellen wie 1914, 1945, 1989, "9/11" oder die Debatte über die ‚Wiederkehr der Religion‘ können so als zeitpolitische Meistererzählungen in ihrer religiösen Wirkungsweise analysiert werden.

Inhalt und Ziel des Forschungsprojekts

Auf der Basis der im Ausgangsprojekt gewonnenen Erkenntnisse soll im Folgeprojekt der Zeitraum der Untersuchung ins 20. Jahrhundert ausgedehnt werden. Dabei sollen die bereits herausgearbeiteten historiographischen Perspektiven überprüft werden. Zielsetzung ist es, die diskurs- und konstellationsgeschichtlichen Ansätze auch für das Verständnis öffentlicher Religionsdebatten zu evaluieren, um die Relevanz der Religionskonzepte gesellschaftsdiagnostisch aufzuzeigen. Der Fokus liegt dabei auf den ‚Religionisierungen‘ der verwissenschaftlichten Religionskonzepten: jenen Prozessen, in denen (1.) (selbstverstanden) religiöse Anliegen zu Anliegen der Wissenschaft erhoben wurden, (2.) Domänen wie Politik, Recht und Literatur auf der Basis solcher Religionskonzepte in den Bereich der Religion hineinreichend gestaltet wurden und (3.) Mischformen ‚wissenschaftlicher Religion‘ und ‚religiöser Wissenschaft‘ entstanden. An der Schnittstelle von Politik, Gesellschaftswissenschaften und Religionsforschung werden postulierte historiographische Brüche als konstruierte ‚Schwellenerzählungen‘ analysiert, um die Reichweite und Konsequenzen zeitordnender und damit weltanschauungsproduktiver Religionsforschung zu erfassen.

Diskurs- und konstellationsgeschichtliche Ansätze werden mit wissenssoziologischen Ansätzen in Verbindung gebracht, um so genealogisch zu fragen, wie religiös begründete Argumentationen in der Wissenschaft in Anschlag gebracht werden. Damit soll eine Forschungslücke in der Wissenschaftsgeschichte der Religionsforschung geschlossen werden.