Das Forschungskolleg 2014/2015 widmet sich dem Thema "Zwischen Apokalyptik und 'Unsichtbarer Hand'. Krisenantizipation und transformative Innovation in Modellen negativer Zukunftsentwicklung".
Dr. Regina A. Betz
Dozentin für Wirtschaftspolitik an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften
Wege aus der Krise für die Klimapolitik
In diesem Projekt werden Ursachen für die Krise in der Klimapolitik erforscht und Parallelen zwischen Religions- und Klimawissenschaften erarbeitet, z.B. zwischen der biblischen Apokalypse und den katastrophalen Folgen der Klimaerwärmung. In einem zweiten Schritt werden Lösungsansätze für die Klimapolitik gesucht, die sich zum einen mit Fragen bezüglich der geeigneten politischen Strukturen und ökonomischen Anreizmechanismen zum anderen mit Fragen bzgl. dem Potential von christlichem Glauben zur Bewältigung von Zukunftsängsten und zur Förderung moralischen Verhaltes beschäftigen.
Kurzbiographie
Studium der Volkswirtschaftslehre an Universität Trier und Loughborouh University of Technology (UK); 2003 Promotion an der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer. 2005-2013 Dozentin an der University of New South Wales (UNSW) in Sydney im Bereich Umwelt- und Klimaökonomie; 2008-2013 Ko-Direktorin des interdisziplinären Zentrums für Energie- und Umweltmärkte (www.ceem.unsw.edu.au) an der UNSW; 2010-2014 Forschungsaufenthalte an der Universität Zürich und der ETH Zürich. Seit 2013 Dozentin an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) für Energie- und Umweltökonomie.
Prof. Dr. Dr. Manfred Brocker
Universitätsprofessor für Politische Theorie und Philosophie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt
Politik der Zukunft, Transhumanismus und Eschatologie
Vor dem Hintergrund wissenschaftlich-technologischer Endzeitszenarien ("Untergang des Planeten Erde", "Evacuating Earth" etc.) sollen Fragen erörtert werden, die nicht allein das Überleben der Gattung, sondern auch das des Kulturwesens Mensch betreffen: Wie verändert eine primär auf wissenschaftlich-technologische Zukunftssicherung ausgerichtete Politik unsere Lebenswelt heute? Ist das Prämieren der Zukunft zulasten der Gegenwart ethisch und politisch zu rechtfertigen? Gibt es eine ethisch begründbare Pflicht, die Menschheit zu erhalten?
Kurzbiographie
Studium der Philosophie und Literaturwissenschaft (M.A., Dr. phil.) sowie der Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaft (Dipl. Volksw., Dr. rer. pol.) in Aachen, Oxford und Köln. 2002 Habilitation in Politikwissenschaft an der Universität zu Köln. Seit 2004 Professor an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und an der Hochschule für Politik in München. Forschungsaufenthalte u. a. in Princeton und Yale. Zur Zeit Vizepräsident für Forschung an der KU Eichstätt-Ingolstadt.
Dr. phil. Mario Kaiser
Dozent für Wissenschaftstheorie/Philosophie in Luzern und Basel
Neue Formen der Chronopolitik - neue Reaktionen auf die Zukunft
Das Forschungsprojekt nimmt seinen Ausgang bei Virilios Diagnose einer Chronopolitik. Während für Virilio noch die Frage im Vordergrund steht, wie Zeit zur knappen Ressource gemacht wird, definiert das Projekt den Begriff wie folgt: Chronopolitik besteht in der Regierung der Differenz von Zukunft und Gegenwart. Zu diesem Zweck möchte das Projekt verschiedene idealtypische Reaktionsweisen auf unheilvolle Zukünfte (Krisen, Desaster, Katastrophen) identifizieren. Der bislang dominante Typus der Prävention scheint zunehmend vom Typus der Präemption verdrängt zu werden. Während Prävention versucht, angesichts gefährlicher Zukünfte die Gegenwart zu normalisieren und zu konservieren, hebt Präemption darauf ab, die Gegenwart radikal zu transformieren, wenn nicht gar zu revolutionieren. Das Ziel des anvisierten Projektes besteht in einem Inventar dieser und weiterer chronopolitischer Idealtypen sowie einer Kritik der Chronopolitik unserer Zeit.
Kurzbiographie
Mario Kaiser, Dr. phil., lehrt an den Universitäten Basel und Luzern. Bis 2013 war er Assistent am Programm Wissenschaftsforschung in Basel. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in Bereichen der Wissenschafts- und Techniksoziologie, der Zeitsoziologie, der Technikphilosophie und der Analytischen Philosophie.
Prof. Dr. Patrick Kupper
Universitätsprofessor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Innsbruck
Szenarien - Genese und Wirkung eines spätmodernen Verfahrens der Zukunftsbestimmung
Szenarien gehören in unseren spätmodernen Gesellschaften zum Inventar. Ob Energiewende oder Klimawandel, Entwicklung des Bildungssystems oder der Wirtschaft, der Demographie oder der Raumordnung, von Bündnissystemen oder Parteilandschaften, ohne Szenarien kommt heute kein zukunftsgerichteter Diskurs mehr aus. Was so selbstverständlich dazu zu gehören scheint, ist historisch erstaunlich jung. Erst seit etwa 40 Jahren wird die Zukunft in Szenarien verhandelt. Wie Szenarien unsere Zukunft verändert haben und weiterhin verändern werden, dafür interessiert sich diese Untersuchung.
Kurzbiographie
Univ.-Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Innsbruck. Studium der Allgemeinen Geschichte, Umweltwissenschaften, Schweizergeschichte und schweizerischen Verfassungskunde an der Universität Zürich und an der Humboldt-Universität Berlin, 2003 Promotion (Universität Zürich), 2011 Habilitation (ETH Zürich). Weitere Informationen finden Sie hier.
Dr. des. Harald Matern
Forschungsassistent für Systematische Theologie/Ethik an der Uni Basel
Zukunft der Schöpfung - Funktion und Stellung der Eschatologie in gegenwärtigen Schöpfungstheologien
"Bewahrung der Schöpfung" lautete eine Programmformel der ökologisch-ethischen Diskurse der 1980er Jahre. Die ökologische Krisendiagnostik hat sich seither verschärft und mit dem Schlagwort "Klimawandel" auf die Bewältigung der Zukunft eingestimmt. Nach wie vor bestimmen auch religiöse Motive die öffentlichen Debatten zu erhofften oder gefürchteten Szenarien. Zugleich hat auch die theologische Krisenverarbeitung im Rahmen der Schöpfungslehren eine deutliche Liebe zur Zukunft entwickelt.
Das theologische Teilprojekt analysiert Interdependenzen und Wechselwirkungen von ökologischer Krise und religiöser Semantik in öffentlichen wie theologischen Gegenwartsdeutungen und will dabei einen zugleich hermeneutischen wie kritischen Diskursbeitrag leisten.
Kurzbiographie
Harald Matern, Dr. theol. des., ist Forschungsassistent für Systematische Theologie / Ethik an der Universität Basel und Koordinator des SNF-Projekts "Religion. Zur Transformation eines Grundbegriffs europäischer Kultur in der deutschsprachigen protestantischen Theologie (ca. 1830-1914)". Studium der Theologie und Philosophie in Freiburg i.Br., Heidelberg, Buenos Aires und Basel. 2009-2013 Wiss. Mitarbeiter für Systematische Theologie / Ethik an den Universitäten Basel und Erlangen, Promotion 2013 an der Universität Basel.
PD Dr. Ekaterina Svetlova
Professor in International Business and Finance, Karlshochschule International University, Karlsruhe
Krisenhafte Zukunftsszenarien auf den Finanzmärkten
In dem Teilprojekt wird Ekaterina Svetlova über die negativen Zukunftsszenarien auf den Finanzmärkten forschen. Dabei wird sie untersuchen, welche Rolle diese krisenhaften Szenarien für die Entwicklung der Märkte spielen: ob sie als allgegenwärtige Diskurse im Finanzsystem endogene, vom System induzierte Risiken oder eher Elemente eines sich selbst regulierenden Mechanismus ("unsichtbare Hand") darstellen. Sie möchte mit ihrem Projekt an die neuere Debatte im Bereich der gesellschaftlichen Verantwortung anschließen: Der Begriff des systemischen Risikos fordert das Umdenken von einer individuellen zu einer zukunftsorientierten, "kollektiv geteilten" Verantwortung, auch in den Finanzmärkten.
Kurzbiographie
Ekatarina Svetlova ist zurzeit Professorin für Internationales Business und Finanzen an der Karlshochschule International University sowie Research Fellow im Exzellenzcluster "Kulturelle Grundlagen der Integration" an der Universität Konstanz. Ihre Forschungsgebiete sind Wirtschaftsphilosophie und Wirtschaftssoziologie, Finanzmärkte und Entscheidungen unter Unsicherheit.
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