Jedes Semester veranstaltet die  Religionswissenschaft Basel einen Studientag. Zu diesem sind sowohl Studierende der Religionswissenschaft als auch Studierende anderer Fächer und externe Gäste herzlich eingeladen.

Ziel des Studientags ist, sich mit einem jeweils aktuellen religionswissenschaftlich relevanten Thema im Rahmen von Vorträgen, Workshops und einer gemeinsamen Abschlussdiskussion auseinander zu setzen.

bunter Banner mit Titel "Religoin und Psychoanalyse"

Wir freuen uns, in diesem Frühlingssemester den Studientag zum Thema "Religion und Psychoanalyse" zu veranstalten.

Wir freuen uns auf Vorträge von

  • Prof. Dr. Susanne Lanwerd, Religionswissenschaftlerin, Internationale Psychoanalytische Universität Berlin
  • Dr. Irene Berkel, Religions- und Kulturwissenschaftlerin, Universität Innsbruck
  • Dr. med Christian Kläui, Psychiater, Psychoanalytiker und Supervisor, Basel
  • PD Dr. Regine Munz, Theologin, Pfarrerin und Psychiatrieseelsorgerin, Basel

Impressionen: Studierende in Diskussionen

Landgut Castelen

Flyer für den Studientag HS23 "Spiritualität": im Hintergrund in blauen und lila Farbtönen ein Kristall, Tarotkarten und Räucherwerk

Der Studientag im Herbst 2023 widmet sich dem Begriff der Spiritualität und versucht darunter diverse Entwicklungen der Religionsgeschichte und das weiter Feld religiöser Phänomene, welche mit dem Begriff in Verbindung gebracht werden können, zu erfassen und zu diskutieren. Entsprechend trägt der Studientag den langen Untertitel:
Vom Okkultismus bis zum New Age – Emergenz zeitgenössischer Spiritualität und Esoterik in der europäischen Religionsgeschichte
Was bedeutet ‘Spiritualität’ zu verschiedenen Zeiten in der Begriffsentwicklung? Warum wird ‘spirituell’ gegenwärtig oft als Ersatz für ‘religiös’ verwendet? Und wie hängt das Ganze mit dem breiten Feld der Esoterik zusammen?

Am Studientag wollen wir uns auch mit Erscheinungen des Okkultismus im 19. Jahrhundert und den Lebensreform-Bewegungen zu Beginn des 20. Jahrhundert beshcäftigen, und dem neuen Einschlag, der die counter culture Bewegungen der 60er und 70er Jahre dem gesamten ‘kultischen Milieu’ verliehen hat.
Neben religionshistorischen Betrachtungen gehören auch Fragen zur Praxis, zu neuen und alten Techniken, welche auf dem Markt esoterischer Angebote aufkommen, wie Meditation, Astrologie, alternative Medizin und neue spirituelle (religiöse) Erfahrungen in Gruppen und alleine.
Spiritualität soll als eine alternative Wissensform anhand verschiedener Beispiele veranschaulicht werden. Dabei kommen sowohl gemeinsame Funktionen, Handlungsstrukturen und Motive wie auch die Unterschiede der Phänomene in diesem Feld in den Blick. Ebenfalls sollen Begriffe wie Transzendenz, Macht und Energien betrachtet werden, die in spirituellen Diskursen verbreitet vorkommen; wie sollen diese in ihren individuellen Anwendungen verstanden und wie können sie als beschreibende Kategorien in der Forschung formuliert werden? Wie wurden die Topoi von Wissen, Wahrheit und Geheimnis in den heterogenen Feldern spiritueller, esoterischer und New Age-Diskurse historisch angewandt und wie werden sie heute diskursiv eingesetzt?

Am Studientag fanden folgende Vorträge und Workshops statt:

Dr. Bernadett Bigalke, Jun.-Professorin, Religionswissenschaftliches Institut Leipzig:
„Esoterik um 1900 und um 1970 im ‚Westen‘: Kontinuitäten oder Diskontinuität?“
Vertiefung im Workshop: Mazdaznan

Dr. Yves Mühlematter, Assistent, Theologisches Seminar Zürich
„Theosophie, Evolution und Initiation: Eine Vermessung eines komplexen Feldes zwischen Verflechtungsgeschichte und (Post-)Kolonialität“
Vertiefung im Workshop

Celica Fitz, Doktorandin am Institut d’histoire de l’art et de muséologie,Université de Neuchâtel und dem Fachgebiet Religionsgeschichte, Philipps-Universität Marburg:
„Künstlerische und kuratorische Konstruktionen moderner Spiritualitäten? Zum Übersehen von ‚Esoterik‘ in der Geschichte der Kunst und ihrer Wiederentdeckung in Ausstellungen“
Vertiefung im Workshop: Shana Moulton

Lavinia Pflugfelder, Doktorandin am Fachbereich Religionswissenschaft, Universität Basel:
Workshop "Crashkurs Okkultismus als visuell-ästhetische Fundgrube in der zeitgenössischen Populärkultur"


Flyer für den Studientag "Religion und Science Fiction". Der Hintergrund besteht aus Bildern, welche Maschinen oder Raumschiffe zu zeigen scheinen.

In Religionen und in Science-Fiction werden mythische Narrative über ferne Welten oder Zeiten formuliert. In Mythen aller Religionen finden wir Helden, Prophezeiungen und Götter. Auch in der Science-Fiction tauchen diese Motive auf.
Science-Fiction ist aber auch ein Genre, welches nicht normativ ist, weder formal noch inhaltlich. Vielmehr können Science-Fiction Filme, Romane oder Comics romantisch sein, Horror sein, zum Krimi-Genre gehören oder zu den Tragödien. Immer aber scheint Science-Fiction Spekulationen zu formulieren, ausgehend von Wissenschaft und Technik, und diese gerne in die nahe oder ferne Zukunft zu projizieren. Aber wie der Physiker und Science-Fiction-Autor Arthur C. Clark 1962 schont kommentiert: «Jede hinreichend fortgeschrittene Technologie ist von Magie nicht mehr zu unterscheiden.» (Profiles of the Future)

Von utopischen Romanen des 17. Jh., über Mary Shelleys Frankenstein, bis hin zur Ausbildung eines Science-Fiction Genres in Taschenbüchern und Magazinen Mitte des 20. Jh. scheint Science Fiction immer im Wandel. Es vereint in sich pessimistische und optimistische Sichtweisen auf technische Fortschritte, Abenteuer-Reisen auf ferne Planeten, alternative Weltgeschichten, das Ende der Welt, absolute Diktaturen, Ausserirdische, Roboter u.v.m.
Science-Fiction wäre ohne die Entwicklung und Prägung der Vorstellungen von Modernität, Naturwissenschaft, Industrie oder Krieg im 20. Jh. nicht denkbar. Wie diese Bereiche und Konzepte mit Religion in Beziehung stehen, kann wiederum von Science-Fiction thematisiert werden: von der Kontinuität heutiger Religionen in der Zukunftsgesellschaft, Götter anderer Planeten, Transhumanismus bis hin zu neugedachter ‘Menschheitsreligion der Zukunft’. Umgekehrt lassen sich aber auch gelebte Religionen und religiöse Phänomene der Gegenwart von den Produkten der Science-Fiction inspirieren. Die Grenzen zwischen Literatur, Popkultur, Verschwörungsideologien und Welterklärung verschwimmen, wenn wir Religion und Science-Fiction anhand von Erscheinungen wie der Rael-Bewegung, Scientology, Heaven’s Gate und anderer UFO-Religionen aber auch Phänomenen wie den Jedi-Rittern als anerkannte Religionsgemeinschaft.

Vorträge:

Ina Habermann (Basel): "Philip Pullmans Dark Materials: Die Kirche und der Staub"

Daniel Cojocaru: "Der Schatten des katholiken – Technologie als Mystik in Gene Wolfes Sonnenzyklus"

Simon Spiegel (Zürich): "Das lange Warten. Dune und Messianismus"


Flyer "Studientag Religion und Gender" Titel vor einem violetten Hintergrund mit einem Prisma, in welchem sich ein Lichtstrahl bricht in einen Regenbogen.
  • Was sind Nutzen und Anwendung der Kategorie Gender als analytisches Werkzeug für die Religionsforschung?
  • Wie können mit der Kategorie Gender unterschiedliche Seiten von Religion/en beleuchtet und untersucht werden?
  • Wie wird mit der Kategorie Gender umgegangen in der Analyse historischer Quellen? Welche Rolle spielt es bei Übersetzungen?
  • Was ist das reflexive Potential für die Religionswissenschaft und welche Rolle spielt die Kategorie Gender in der Produktion von Wissen über Religion/en? Wer hat Deutungshoheiten in den Religionen und in der Wissenschaft?


Gender (oder Geschlecht) polarisiert immer wieder öffentliche wie wissenschaftliche Diskurse. Im Zentrum der Debatten steht oftmals die Frage was «Gender» ist und sein kann.
Wie Religion strukturiert Gender als soziokulturelles Konstrukt Lebensbereiche und Machtverhältnisse. Beide Begriffe sind keine statischen Phänomene, sondern in laufende Veränderungsprozesse eingebunden (Korte/van den Brandt 2021).
Je nach Perspektive auf Gender sind verschiedene Methoden und Zugänge erforderlich um die historisch-kulturellen Entwicklungen zu erfassen. Die Kategorie Gender wird bei Fragen nach religiöser Praxis, Symbolik, Ritualen, Gottesbildern oder auch Recht zum Untersuchungsobjekt.

Gender (wie auch Religion) als ein Forschungsgegenstand sollte unterschieden werden von Gender als einer analytische Kategorie (Scott 1986, Gross 2005).
Die Religionswissenschaft ist sich bereits gewohnt, ihre eigene Verwendung und Konstruktion des Begriffs Religion zu reflektieren. Vergleichbar muss der Begriff Gender in der Forschung bewusst eingesetzt werden (Gross 2005), auch um die Perspektiven der Religionswissenschaft zu reflektieren So hat die Religionswissenschaft in Begriffen wie Fruchtbarkeitsgott oder Initiationsriten selbst untersuchbare Instanzen von Gender produziert. Wiederum spiegelt sich die historische Dominanz einer mehrheitlich europäischen, androzentrischen Position der Forschenden in ihrer akademischen Wissensproduktion.

Ziel des Studientags ist, sich mit einem jeweils aktuellen religionswissenschaftlich relevanten Thema im Rahmen von Vorträgen, Workshops und einer gemeinsamen Abschlussdiskussion auseinander zu setzen. Der Studientag HS22 Religion und Gender soll den Teilnehmenden einerseits Gender als analytische Kategorie für die Religionswissenschaft vermitteln, andererseits die Rolle von Gender in der Wissenschaftsgeschichte als hinterfragbar bzw. analysierbar aufzeigen. Wir erhoffen uns, an diesem Studientag verschiedene Ebenen in den Beiträgen beleuchten zu können: interdisziplinäre Ansätze, aktuelle Anwendungen in der Forschung, Reflexionen zur eigenen Wissenschaftsgeschichte und auch Neubewertungen religionsgeschichtlicher Interpretationen.

Vortragende:

Elena Schaa, School of Religion, Trinity College Dublin:
"Naturerfahrung und Autorität in Werner Heisenbergs Wissenschaftskommunikation."

Prof. Dr. Susanne Lanwerd, Seniorprofessorin, IPU Berlin:
"Gradiva, Sharbat & Co.: Das Verhältnis von Geschlecht und Ästhetik an ausgewählten Bildern und Ausstellungen."

Bruno Biermann, Religionswissenschaftliches Seminar Zürich, Theologie Bern:
"'For the master’s tools will never dismantle the master’s house': Geschlechter-theoretische Epistemologien im Gespräch mit antiker Literatur und materieller Kultur."

Prof. Dr. Brigitte Röder, Fachbereich Ur- und Frühgeschichtliche und Provinzialrömische Archäologie, Universität Basel:
"Konstruktionen von Geschlecht anhand prähistorischer Gräber."

Literaturempfehlungen:
Scott, Joan: Gender. Eine nützliche Kategorie der historischen Analyse, Übers. Mitchel, Robin, in: Kaiser, Nancy (Hg.): Selbst Bewusst. Frauen in den USA, Leipzig 1994, 27–76.
Gross, Rita M.: Methodology—Tool or Trap? Comments from a Feminist Perspective, in: Gothóni, René (Hg.): How to do Comparative Religion? Three Ways, Many Goals, DeGruyter 2005, 149–166.
Milam, Erika Lorraine und Nye, Robert A.: "An Introduction to Scientific Masculinities", Osiris 30/1 (2015), 1–14.
Koch, Anne: Epistomology, in: Anne Koch, Katharina Wilkens (Hg.), The Bloomsbury Handbook of the Cultural and Cognitive Aesthetics of Religion (HCCAR), London 2019, 23–32.
Korte, Anne-Marie/van den Brandt, Nella: "Looking Back and Moving Forward. The 10th Anniversary of Religion and Gender", Religion and Gender 11 (2021), 1–14.


Studientag FS22: "Religion, Ritual und Basler Fasnacht"

Olga Cieslarová hält ihren Vortrag zum Thema Basler Fasnacht am Studientag der Religionswissenschaft Basel, Frühjahr 2022
Olga Cieslarová und Jürgen Mohn vor der Projektion des Referats von Dominik Wunderlin
Studierende sammeln sich um einen Tisch und diskutieren einen Vortrag am Studientag Religion, Ritual und Basler Fasnacht 2022

Die Fasnacht in Basel ist Teil der europäischen Karnevalstradition. In ihrer aktuellen Form ist sie weniger als 150 Jahre alt, aber ihre Wurzeln reichen bis ins Spätmittelalter und in die Frühe Neuzeit. Heute wird die Basler Fasnacht als ein rein säkulares Ereignis wahrgenommen. Rituelle und religiöse Dimensionen sind aber, mindestens unterschwellig, erkennbar.

Unser Studientag soll diesen verborgenen Seiten der Fasnacht nachspüren. In Referaten und in der Diskussion in Arbeitsgruppen mit den Referenten stehen folgende Fragen im Vordergrund:

Inwiefern hat der Protestantismus die heutige Form der Fasnacht geprägt?
Inwiefern bietet die Beteiligung an der Fasnacht eine Form religiöser Praxis oder spiritueller Erfahrung?

Gibt es an der Fasnacht kognitive Dissonanzen, zum Beispiel die Behauptung, Fasnacht sei weltlich, aber voller stillschweigender religiöser Verhaltensweisen und Erfahrungen?

Wie sind religiöse Figuren und religiöse Institutionen an der Fasnacht vertreten, wie werden sie kritisiert?

Was sind die historischen Wechselwirkungen zwischen Fasnacht und der Kirche?

Wie werden Ideen aus der Religionswissenschaft im öffentlichen Diskurs herangezogen, um die Religiosität der Fasnacht zu beschreiben, zum Beispiel Vorstellungen von „Liminalität“ und einer „auf den Kopf gestellten Welt“?

mit Vorträgen von MgA. Olga Cieslarová, Ph.D., Dominik Wunderlin, lic. phil. I, Anne Beutter, Edith Habraken

 

 

 

 

Wir bedanken uns beim Schweizer Nationalfond, der den Forschungsaufenthalt von Olga Cieslarová in Basel 2022 ermöglicht hat. 

 


Studientag durch die Jahre

Der Studientag findet jedes Semester statt und widmet sich jeweils einem Thema mit einer Handvoll von Referaten durch eingeladene Sprecher:innen und kleinen Workshop-Diskussionsrunden.

In der Vergangenheit gab es Studientagen zu folgenden Themen (Auswahl):

Religion erzählen – erzählte Religion

Tod und Jenseits

Atheismus

Religion und Musik

Okkultismus und Moderne

Religion und Verbrechen

Religion und Drogen

Religion und Berge

Religion in Literatur und Comic

Frauen und Religion

Religiöse Kunst und Artefakte

Religion und Krieg

Religion und Wissenschaft

Die Religion des Marktes

Bilder von Religion

Religion, Ritual und Basler Fasnacht

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